Das Adjektiv “professionell” im Zusammenhang mit Videoproduktionen hat an Eindeutigkeit verloren. Noch vor 15 Jahren konnte sich der professionelle Filmer ganz eindeutig vom Hobbyfilmer abgrenzen. – alleine durch sein Equipement. Alles, was in dieser Zeit nicht mit einer Betacam-Kamera gedreht wurde, war Amateurfilm. Diese Zuordnung hat sich grundlegend gewandelt. Es war zur Zeit der Jahrtausendwende, als neue, digitale Kameras für einige Tausend Euro die Fachwelt erstaunten.
Ein neues Videozeitalter
Ja, es war bis dahin eine schöne Zeit, als ich mit großer Selbstverständlichkeit meine TV-Drehs als Autor und Reporter mit Kameramann und Tonassistenten durchführte – und das natürlich mit einem Equipement im sechsstelligen DM-Bereich. Aber viele Anzeichen deuteten schon darauf hin, dass diese Arbeitsweise das neue Jahrtausend nicht schadlos überstehen wird. Die ersten digitalen Schnittprogramme ersetzten den Zwei- oder Drei-Maschinenplatz und das Internet war ein zartes Pflänzchen, das auch schon ruckelige Bewegtbilder in Briefmarkengröße abspielte. Das war der Beginn eines neuen Videozeitalters.
Die Entdeckung des Suchers
Dann kaufte ich mir die erste DV-Kamera, eine Canon xm1. Zunächst drehte ich damit Urlaubsbilder, Familienfeste und dann – etwas belächelt – ergänzende Bilder bei profesionellen Produktionen. Und immer wieder Versuche mit dem faszinierenden Medium Internet, der Stolz über eigene, schrecklich unscharfe Bilder, die rein theoretisch ja die ganze Welt sehen konnte. Und der Gedanke, dass ein Monopol gehörig wackelt, nämlich das des Fernsehens für die Verbreitung von Videos. Welch ein erhebendes Gefühl, nur einige Jahre später die ersten HD-Videos auf youtube zu bewundern.
Produktionen in Eigenregie
Schön, dass ich die Zeit der strikten Arbeitsteilung an Drehorten und in Schnittstudios miterlebt habe. Viel habe ich dabei gelernt, von guten Kameramännern und -frauen, von Cutterinnen und Cuttern. Aber die Freiheit von Videoproduktionen aus eigener Hand möchte ich nicht mehr missen. Von der Recherche über das Konzept zum Dreh und Schnitt. Das alles in Eigenregie lässt erst so richtig das Gefühl aufkommen, ein eigenes Werk vollbracht zu haben. Natürlich sind viele Videoproduktionen weiterhin Teamarbeit, denn es gibt Aufgaben, die kaum alleine zu bewältigen sind. Das ist bei Interviews so und auf größeren Sets, die mit viel Zusatzlicht, Dollys oder Kränen arbeiten. Außerdem gibt es noch die Auftraggeber, die ihre eigenen Vorstellungen und Ziele verwirklichen wollen. Aber insgesamt hat sich die Arbeitsteilung bei Videoproduktion stark verändert.
Vorteile von Produktionen aus einer Hand
Je weniger Personal an einem Video arbeitet, umso niedriger sind die Kosten. Das ist für Kunden ein wichtiger Fakt, denn immer noch hängt in vielen Köpfen fest, dass professionelle Filmproduktionen viel Geld kosten. Doch das Adjektiv “professionell” ist innerhalb weniger Jahre sehr relativ geworden. Nicht die Größe der Kamera ist dafür entscheidend, sondern mehr denn je die Menschen hinter und neben der Kamera. Es sind die Ideen und deren filmische Umsetzung, die den Unterschied ausmachen. Und das ist die große, neue Freiheit, die das digitale Zeitalter uns allen beschert hat.
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