Der klassische Imagefilm und das Internet

Den Film als Werbeträger gibt es schon so lange wie das Medium selber. Viele Jahrzehnte lang war es den TV-Sendern und Kinobetreibern vorbehalten, mit teuren Werbespots eine große Masse von Menschen zu erreichen. Unternehmen, die es sich leisten konnten, ließen zusätzlich noch so genannte Imagefilme produzieren. Das gehörte zum guten Ton und zur Eigendarstellung, auch wenn die Zuschauergruppe immer sehr klein war.

Imagefilme in der Vergangenheit

Es waren in der Regel aus Hochglanzbildern zusammengesetzte Videos, aufwändig und teuer produziert. Nur wenige Videoproduktionsfirmen waren für solche Aufträge ausgerüstet. Diese Filme mußten nur ihren Auftraggebern gefallen, dann verschwanden sie häufig in irgendwelchen Firmenarchiven. Heute sind einige dieser Produktionen zu zeitgeschichtlichen Dokumenten geworden, wie zum Beispiel frühe Filme aus den Bereichen Kohle und Stahl, die ich für die DVD “Faszination Ruhrgebiet” aus Firmenarchiven zusammengetragen habe. Doch der Großteil dieser Imagefilme liegt unter einer dicken Staubschicht begraben oder existiert überhaupt nicht mehr.

Imagefilme im Schaufenster

Das Internet als neue Abspielstation für Videos hat einen Wettbewerb der Klicks ausgelöst – auch für Imagefilme. Versuche von Unternehmen, ihre alten, verstaubten Schätzchen zu digitalisieren und in das Schaufenster für Videos zu stellen, sind meistens an zu wenigen Klicks gescheitert. Jetzt wissen die Firmenverantwortlichen, dass die Zuschauer bzw. Internet-User kein Interesse an glänzenden Fassaden, luxuriös eingerichteten Büros oder dem unglaubhaften, vom Teleprompter abgelesenen, Eigenlob des Firmenchefs haben. Die alten Konzepte für Werbefilme locken keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor, im schnellen, flüchtigen Medium Internet.

Die neuen Filme für das Image

Dem digitalen Zeitalter sei Dank: Heutzutage denken Werbe- und Marketingabteilungen nicht mehr nur darüber nach, was ihrem Unternehmen nützt, sondern immer mehr auch darüber, was Verbraucher sehen wollen. Und das sind z.B. Service-Videos, um Produkte transparenter darzustellen, unterhaltsame Filme, die nicht unmittelbar werblich sind oder interessante Portraits, die einer Marke ein sympatisches Image verleihen. Kurz gesagt: Unternehmensfilme brauchen einen Mehrwert, damit sie für Verbraucher attraktiv sind. Die Darstellung eines Unternehmens in einem Video ist längst überholt. Eine Studie über Internet-Nutzung hat herausgefunden, dass 90 Prozent der User ein Video schon nach 10 Sekunden wegklicken. In dieser kurzen Zeit müssen Online-Videos beweisen, dass sie es wert sind, ihnen wertvolle Zeit zu opfern.

Foto: Rainer Sturm /pixelio.de

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