Video-Produzenten fallen nicht vom Himmel

  • 1989 – als freiberuflicher Einsteiger beim WDR-Fernsehen in Düsseldorf arbeite ich mit   5köpfigen Teams: Redakteur, Kameramann, Assistent, zwei Beleuchter. Gedreht wird mit einer u-matic-Kamera, der Assistent schleppt einen riesigen Rekorder für den Ton mit sich herum. Später schneidet eine Cutter oder eine Cutterin den Film, ein Tontechniker kümmert sich um die Aufnahme des Filmtextes.
  • 2012 – immer häufiger kommen auch bei TV-Drehs 1-Mann/Frau-Teams zum Einsatz: Die Kameras sind kleiner geworden und der Ton wird direkt mit dem Camcorder aufgenommen.  Zusätzliches Licht wird nur selten eingesetzt. Das 1-Mann/Frau-Team schneidet den Film selber und braucht in der Regel auch keinen Tontechniker für die Sprachaufnahme.

Diese Gegenüberstellung soll nicht dokumetieren, wie schön die alten Zeiten doch waren. Sie ist viel mehr ein Jubelschrei über die aktuellen Möglichkeiten, wie Videos – und zwar gute – produziert werden können. Voraussetzungen dafür sind die Entwicklungen von hochwertigen, aber noch bezahlbaren Digitalkameras und Schnittsystemen. Für ein relativ bescheidene Budget bekommen ambitionierte Filmer alle Werzeuge in die Hand, um professionelle Filme zu machen. Ist das nicht großartig?

Masse statt Klasse

Ja, das ist es! Und was noch hinzukommt: Es gibt ja auch eine weltweite und für jeden zugängliche Abspielstation für die bewegten Bilder – das Internet, natürlich. Stöbert man darin nach Videos, findet man auch einige Fundstücke, die eine echte Bereicherung sind. Aber mal ehrlich: Die meisten Filme bei youtube und Co. sind den Klick auf das Dreieck nicht wert. Darüber kann man herziehen und die Zappelbilder fortan links liegen lassen, aber das wäre – meiner Meinung nach – dem Medium und den Produzenten gegenüber nicht angemessen. Denn eigentlich ist es doch schön, dass so viele Menschen nicht nur Videos schauen, sondern sie sogar selber machen. Eine wunderbare Beschäftigung!

Filmen will gelernt sein

Erinnern Sie sich an den Anfang des Artikels? Es ist noch gar nicht so lange her, dass regionale TV-Beiträge mit 5er-Teams gedreht wurden. In dieser Zeit haben ambitionierte Hobbyfilmer noch mit Super 8-Kameras gedreht – und ihre Ergebnisse stolz an die Wohnzimmerwand projeziert. Die Möglichkeiten haben sich innerhalb von 20 Jahren rasend schnell verändert, was Equipement und Veröffentlichung betrifft. Da ist es doch kein Wunder, wenn bei den meisten Produzenten von Online-Videos die Möglichkeiten die Fähigkeiten bei weitem übertreffen. Die technischen Innovationen wachsen der Medienbildung über den Kopf.

Weiterbildung ist nötig

Lesen und Schreiben werden in der Schule vermittelt, das ist klar. Nun ist es endlich  Zeit, mehr Wert auf die andere Ausdrucksform zu legen, deren Grundlage bewegte Bilder sind. Aber die Fähigkeiten dazu werden nicht mit der Muttermilch eingesogen. Nach meiner Ansicht ist es nötig, auf breiter Basis Weiterbildungen zum Thema “Video” anzubieten. Sowohl für die Zuschauer als auch für die Produzenten erhöht sich der Spass um ein Vielfaches, wenn bei  Filmproduktionen zumindest die Grundlagen des Handwerks erkennbar sind. Und es eilt, denn allein auf youtube werden jede Minute 48 Stunden Videos hochgeladen.

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